Die Ortsgeschichte Hechtsheims

Am 17. Mai 808 wurde Hehhidesheim erstmals schriftlich durch das Kloster Fulda erwähnt. Es dürfte wie andere „Heim“ Orte in Rheinhessen, aber schon früher entstanden sein.

In den folgenden Jahrhunderten ändert sich der Name mehrmals, über Hehedesheim (1100), Hechesheim (1261), Hexheim (1262), Hechdensheim (1274), Hechisheim (1280), Heckesheim (1303), Hegsheim (1485) und im Jahre 1650 schließlich wird Hechtsheim daraus.

Geschichtlicher Überblick

Seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. künden zahlreiche Siedlungsspuren in der Hechtsheimer Gemarkung davon, dass die fruchtbaren Böden und reichlichen Wasservorräte hier schon immer Menschen zur Niederlassung angeregt haben.
In römischer Zeit entstanden mehrere villae rusticae, das sind verstreut liegende Einzelhöfe, deren Aufgabe es war, für das Legionslager und die Provinzhauptstadt Moguntiacum Nahrungsmittel zu produzieren. Dort wirtschafteten Romanen und romanisierte Kelten.

Literatur: (K. V. Decker, Hechtsheim in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Hechtsheimer Ortsgeschichte, Heft III (1990)).

Im Laufe des 5. Jahrhunderts dünnte die ländliche Besiedlung langsam aus, weil Germanen immer wieder die römischen Grenzbefestigungen überwanden und die Stadt Moguntiacum und weite Teile des Grenzlandes zerstörten. Die letzten Jahre der römischen Herrschaft am Rhein endeten um die Mitte des 5. Jahrhunderts, als die Macht der römischen Zentralregierung am Rhein endgültig dahingeschwunden war.
Die Menschen flohen aus ihren ungeschützten Höfen, die villae rusticae wurden verlassen.
Am Ende des 5. Jahrhunderts waren die ländlichen Gebiete zwar nicht völlig verlassen, aber die während der Römerzeit blühenden Landschaften hatten doch großen Schaden genommen. Die einheimische gallorömische Bevölkerung fristete im Vergleich zu früheren Zeiten ein eher kümmerliches Dasein.
Aber schon in den Jahren um 500 n. Chr. wurde das Hechtsheimer Gebiet durch die Franken neu besiedelt.

Beginn der mittelalterlichen Besiedlung in Hechtsheim

In der Hechtsheimer Gemarkung gibt es Spuren von drei fränkischen Gräberfeldern: Auf der Hechtsheimer Höhe, seitdem genannt Frankenhöhe, konnten zwischen 1980 und 1983 etwa 300 Gräber der Zeit um 500 bis in die 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts n.Chr. von der Mainzer Landesarchäologie unter Leitung von Dr. Gerd Rupprecht ausgegraben werden. Von einem zweiten Gräberfeld an der Ecke Heuer-/ Ringstraße kamen vor etwa 100 Jahren einige Funde zutage. Ein drittes ist im Bereich der St. Pankratiuskirche zu vermuten. Auf diesen Friedhöfen bestatteten die Bewohner der jeweils in unmittelbarer Nähe liegenden Hofstellen ihre Toten. Von einer 4. Hofstelle im heutigen Gemarkungsbereich hat sich nur der Name Dulcinesheim erhalten; sie hat im Süden Hechtsheims gelegen.
Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich unterhalb der St. Pankratiuskirche aus den beiden sich an dem Wasserlauf des Schinnergrabens gegenüberliegenden Hofstellen ein Dorf, zu dem die Bewohner der beiden anderen Hofstellen, derjenigen unterhalb der Frankenhöhe und derjenigen mit Namen Dulcinesheim, umsiedelten.
Die älteste urkundliche Erwähnung Hechtsheims steht in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda vom 17. Mai 808; von Dulcinesheim hat sich eine noch etwas ältere aus dem Jahre 782 in einer Schenkung an das Kloster Lorsch erhalten.

Literatur: Alfried Wieczorek, Zur Topographie der Gemarkung Hechtsheim im Frühmittelalter. Mainzer Zeitschr. 73-74, 1978-79, 301-309; Gudula Zeller, Das fränkische Gräberfeld auf der Hechtsheimer Frankenhöhe. Hechtsheimer Ortsgeschichte, Heft XI (2005) 3-32.

Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich Hechtsheim zu einem Dorf mit einer der größten Gemarkungen in Rheinhessen und wurde mit einer Wall- und Grabenbefestigung umwehrt. Es gehörte zum Besitz des Erzbistums Mainz, das es als Lehen vergab; über verschiedene Zwischenstationen geriet es durch Erbfolge 1420 an die Grafen von Ysenburg und schließlich 1659 wieder zurück an das Mainzer Erzbistum. Nach der Napoleonzeit kam es als Teil der neu entstehenden Provinz Rheinhessen zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt.
Am 08. Juni 1969 wurde Hechtsheim unter dem Namen Mainz-Hechtsheim in die Stadt Mainz zwangseingemeindet.

Die St. Pankratiuskirche, wohl eine frühmittelalterliche Gründung, war dem Heiligkreuzstift eingegliedert und erhielt von dort seit dem Jahre 1279 auch einen eigenen Pfarrer. Der barocke Neubau der Kirche wurde 1758 geweiht.
Die Ysenburger führten in Hechtsheim die Reformation ein. Bei der Rückkehr unter die Herrschaft des Erzbistums wurde die Gemeinde wieder katholisch. Nach dem von Napoleon veranlassten Gesetz der Religionsfreiheit von 1802 gab es allmählich wieder evangelische Hechtsheimer; im Jahre 1909 wurde eine evangelische Kirchengemeinde gegründet.
Seit dem späten 18. Jahrhundert lebten Juden in Hechtsheim; in der Zeit bis 1842 entwickelte sich eine eigenständige Gemeinde mit einer Synagoge in einem Wohnhaus. Ein eigener Friedhof wurde im Jahre 1882 angelegt.

Im Jahre 1810 gab es in Hechtsheim 180 Häuser mit 980 Einwohnern. Seitdem wuchs das Bauerndorf ständig und nahm vor allem an dem Aufschwung seit den 1950er Jahren teil, wie die lebhafte Entwicklung seines Gewerbegebietes, heute dem größten in Mainz, unter Beweis stellt.

Seit der Römerzeit wird in Rheinhessen Wein angebaut; eine Urkunde vom 8. April 1190 nennt einen Weinmarkt in Hechtsheim.

Text von Frau Dr. Gudula Zeller

Zeittafel

Im Mittelalter war Hechtsheim ein bäuerliches Dorf unter wechselnder Herrschaft. Landes- und Grundherr war zunächst das Mainzer Erzbistum.

1215 gehörte das Vogteirecht den Rittern von Bolanden sowie einen Teil von Weisenau als Lehen.

1253 erfolgt dann die Teilung des Besitzes, in die Linie derer von Bolanden zu Falkenstein und derer zu Hohenfels, wobei der Hohenfelser Anteil an Weisenau an die Stadt verkauft wird.

1313 die Dörfer Hechtsheim, Weisenau und Vilzbach als Lehen im Besitz der Falkenstein-Münzenbergischen Linie der von Bolanden.

1418 mit Werner von Falkenstein, Erzbischof von Trier, erlosch die Linie im Mannesstamm, fielen die Besitzungen im Erbgang an von Eppstein und Graf von Solms.

1420 war Hechtsheim und Weisenau gemeinschaftlicher Besitz der Grafen von Sayn und den Fürsten von Isenburg-Büdingen.

1486 kam der Saynische Anteil durch Kauf ebenfalls an Isenburg.

1559 war der Graf Reinhard von Isenburg im alleinigen Besitz von Hechtsheim. In der Folge verpfändeten die von Isenburg die Orte Hechtsheim und Weisenau an die Grafen von Schönburg.

1662 wurde der Graf Johann Karl von Schönburg durch ein kaiserliches Dekret in den Besitz des ganzen Dorfes Hechtsheim und des Isenburgischen Anteils von Weisenau gesetzt.

27. Januar 1658 kaufte der Mainzer Domdekan Johann von Heppenheim Hechtsheim und Weisenau von dem Grafen Emanuel Maximilian Wilhelm von Isenburg.

20. September 1658 kaufte der Kurfürst von Mainz, Johann Philipp von Schönborn Hechtsheim. So war endlich das Erzstift Mainz im Besitz von Hechtsheim, bis zum Ende des Kurstaates Ende des 18. Jahrhunderts.

1792/1793 wird Hechtsheim von französischen Revolutionstruppen besetzt und dem Departement Donnersberg zugeschlagen.

Nach dem Abzug der Franzosen 1814 wurde die gesamte rheinhessische Provinz dem Großherzogtum Hessen zugeteilt.

Von Ende des Ersten Weltkriegs bis 1945 zum Volksstaat Hessen.

Nach dem 2. Weltkrieg und der erneuten Neuordnung der Region gelangt Hechtsheim, dann zu Rheinland-Pfalz, als Gemeinde im Landkreis Mainz.

Am 07. Juni 1969 wurde Hechtsheim unter dem Namen Mainz-Hechtsheim in die Stadt Mainz zwangseingemeindet.